9 Gedichte
Aus neueren Tagebüchern
Voll
Leben
herum
lungern,
frei
schweben,
hier
und da
hin
schauen,
zugreifen,
eingreifen
und weg,
planlos.
Kap
Arkona
Um
uns
ganz
normales Land
ohne
Regung
Felder
mit Sanddorn
Baumgruppen
im
Herbst
nur
der Wind drängt
-
aber schon
wächst
das Rauschen
vom
Meer
und
über den Wellen
- Möwen –
in
all ihrer Bedeutung
stehen
im Wind
fallen
mir ein
parallel
zum Horizont.
Paul
Verlaine, Poèmes saturniens (p.141)
Wie
blau war er, der Himmel, und wie groß die Hoffnung.
Die Hoffnung floh, überwältigt, zum schwarzen Himmel.
So liefen sie durch die schwankenden Haferfelder
Und nur die Nacht hörte ihr Reden.
Gipfel –
die Angst
zu versagen
vorher
danach
(betretenes Schweigen)
schweigsam
beim Abstieg
es nicht geschafft zu haben
den winzigen Schritt
zwischen
Ich – Nicht - Ich
Sein und Nicht-mehr-sein
Stattdessen
sorgsam gesetzt
den sichern Schritt
damit man sich nicht stoße
zwischen die Steine
in die geschenkte Zeit.
Angst
nur zu denken –
das Tor
öffnet sich lautlos
ganz lautlos
schieben sich die Flügel
und
ein tritt
das Schreckliche
unausweichlich
-alltäglich.
Aufstehen
Lass deine Hände am Morgen
eine Weile frei im Raum spielen
wirf einen Blick ungezwungen durchs Fenster
einen Ausschnitt deies Alltags
bring ein paar Töne zum Klingen
und Verse Worte unverrückbar
mit warmer Hand gesetzt
lassen ein Bild zurück
- atmen
aufatmen.
Traum von
Wirklichkeit
Man meint es
sei so
der Boden sei
fest
er trüge dich
die Mauern
stünden auf Dauer so
das Haus hier
schütze
die Wände
wärmten
die
Verhältnisse
- immerhin
erträglich
aber
wenn nun der
Boden nur Papier wäre
die Mauern
zerfielen
einfach so
auch ohne
Trompetenstöße
das Haus in
Staub fiele
die Wände
zerstieben
die
Verhältnisse sich lösten?
Nackt und
frierend
im Leeren
bleibst Du.
Momente
schöner grauer Julitag
Regen prickelnd nass und kalt
aber der große Ofen wärmt
aus zwölf Saiten
sprudelt romantische Musik
da murrt es sich so herrlich
wenn „ein starker Duft
von Nachtviolen und Rosen…“
geh nur
nach Haus, Julie,
Du
findest dort:
das kalte
Grau
birgt den
dunklen süßen
Mandelkern –
Dort lass dich ein. *
*Zitat aus
E.T.A.Hoffmann, Lebensansichten des Katers Murr
Musik
Wenn um mich
herum
sogar die
Mauern
etwas
nachgeben
auf einmal
und der Boden
schwankt
Oh, welche
Chance!
Jetzt ist es
besser rot
ja, auf rotem
Papier zu schreiben
das trägt und
schwillt
fliegt davon
Nächtens geht
es fester
in einem
andern Raum
in der anderen
Zeit
treibt mich
die Sehnsucht
unglaublich
jetzt im
Spätherbst
Nur die
Stimmen hören
einfach die
Stimmen nur
- jetzt
dringen sie ein
in der Nacht
in der Stille
des Wassers
zieht es hinab
in die
Dunkelheit